Steine, Böden und Terroir
Ein Weg der Profilierung, der Besinnung auf den Ursprung, der Authentizität, wie er für die Weinkultur der traditionellen Weinbauländer steht. Der Wein soll als Kulturgut in das Bewusstsein der Weintrinker rücken, er soll seiner Lage und seiner Region Stimme verleihen. Es ist ein Plädoyer für den authentischen Genuss als Quintessenz aus Boden, Kleinklima, Rebsorte sowie kow-how des Winzers und seiner Kreativität. Dieses Zusammenspiel wird im ganzheitlichen Qualitätsdenken unter dem Begriff „Terroir“ zusammengefasst. Er besagt das jeder Wein seine Besonderheiten hat und das die ihn charakterisierenden Eigenschaften zwar je nach Jahrgang in sehr verschiedener Ausprägung hervortreten, jedoch immer erkennbar und für die jeweilige Lage kennzeichnend bleiben.
Rheinhessen ist mit ca. 26000 Hektar Rebfläche das größte Weinanbaugebiet Deutschlands. Die Eigenheiten der rheinhessischen Weine resultieren aus dem Zusammenspiel von Winzer, Boden, Klima und Relief. Die drei Letzten sind natürliche Faktoren des Terroirs.
Rheinhessen ist ein Tafel- und Hügelland, das von bewaldeten Mittelgebirgen umrahmt ist. Die Landschaft, in ihren Grundelementen in der letzten Kaltzeit geformt, ist geprägt durch den Wechsel von meist waldfreien Plateaus aus widerständigem Kalkstein und den durch Hügel und Niederungen gegliederten breiten Tälern der Bäche und Flüsschen in weichem Mergel.
Eingerahmt von Nordpfälzer Bergland, Hunsrück, Taunus und Odenwald genießt Rheinhessen das geschützte Kima eines Beckens. Als Teil des Oberrheinischen Tieflandes gilt es als eine der Wärme- und Trockeninseln Deutschlands. Insgesamt ist es niederschlagsarm, sommerwarm und wintermild. Die Jahresdurchschnittstemperatur ist mit 10°C sehr günstig. Die durchschnittlichen Jahresniederschläge von ca. 500mm fallen hauptsächlich in den Sommermonaten. Dies ist günstig für den Weinbau, da die Reben in dieser Phase den größten Wasserbedarf haben.
Die Grundlage: der Boden
Boden ist die obere Schicht der Erde. Er bedeckt das Gestein, teilweise nur wenige Zentimeter dünn, teilweise aber auch mehrere Meter mächtig. Die Rebe nutzt den Boden zur Verankerung sowie als Nährstoff- und Wasserreservoir. Auch auf das für Rebwachstum und Traubenreife bedeutende Mikroklima nimmt er großen Einfluss. Nahezu überall in Rheinhessen sind Lößflächen zu finden. Löß kann somit als typisches Ausgangsgestein Rheinhessens bezeichnet werden.
Löß/Pararendzina – der Staub der Eiszeit
Das Ausgangsgestein dieses Bodens ist Löß, eine kalkreiche Ablagerung des Windes. Ohne schützenden Pflanzenbewuchs kann dieser Staub vom Wind zu tausenden Meter hohen Staubwolken aufgewirbelt werden und über hunderte Kilometer verweht werden. Rheinhessen ist zu großen Teilen mit Löß bedeckt. Dieser Boden ist leicht bis in großer Tiefe durchwurzelbar, erwärmt sich schnell und kann große Wassermengen speichern, die der Pflanze dann zur Verfügung stehen. Weine die daraus wachsen zeigen eine feine Frucht, sind schlank und haben viel frischen Pfiff. Lößböden sind auch hier in Groß-Winternheim weit verbreitet. Diese Bodenart finden wir hauptsächlich in den Lagen Klosterbruder und Heilig-Häusschen.
Kalkstein/Rendzina-Frostsprengung
Die Kalksteine, aus denen sich dieser Boden entwickelt sind Reste eines Kalkalgenriffs, das vor 23 Millionen Jahren in einem tropischen Meer, das Rheinhessen bedeckte, entstanden. Nachdem diese Meere sich zurück gezogen hatte, begann eine 18 Millionen Jahre andauernde Festlandsphase mit tropischem Klima. Unter diesen feuchtwarmen Bedingungen fand eine intensive chemische Verwitterung statt. Die Eigenschaften dieses Bodens werden von den extrem hohen Kalk- und Steingehalten dominiert. Eine Durchwurzelung ist durch die Steingehalte erschwert und teilweise nur begrenzt möglich. Auf solchen Böden können vor allem alte Reben mit gut entwickeltem Wurzelwerk besondere Qualitäten liefern, allerdings nur bei begrenztem Ertrag.
Ein Riesling aus diesem Standort ist filigran mit mineralischer Säure und großem Entwicklungspotential. Die Weine sind zunächst verschlossen und brauchen mehrere Monate, um sich zu entwickeln und sind dann über viele Jahre trinkreif. Solche Böden finden wir zum Teil in unserer Lage „Bockstein“. Doch die Hauptbodenart dieser Süd-Südwest Lage ist, der
Terra fusca – Essenz aus Jahrmillionen.
Dieser Boden entwickelte sich ebenfalls aus Kalkstein, der wiederum auf ein vor 23 Millionen Jahren entstandenes Kalkalgenriff zurückgeht. Am Ende des Tertiär setzte unter subtropischen, feuchtwarmen, festländischen Bedingungen Lösungsverwitterung ein. Die schlecht löslichen, nicht kalkhaltigen Bestandteile blieben zurück und bildeten eine lehmige oder tonige Schicht. Der so entstandene Boden verdankt seine kräftig-braune Farbe den Eisenanteilen. Die Charakteristik dieses Bodens gründet auf seinem hohen Anteil an Ton(80%). Er kann viel Wasser speichern, einen großen Teil bindet er allerdings so fest das die Reben ihn nicht nutzen können. Durch den hohen Wassergehalt im Frühjahr erfolgt die Erwärmung des Bodens verzögert. Der sehr steinige Untergrund ist nur schwer durchwurzelbar, ältere Reben, die dieses beschwerliche Unterfangen vollbracht haben, können allerdings auch in Trockenphasen immer Wasser und Nährstoffe aus der Tiefe erreichen. Hier können besondere Rieslingweine entstehen. Dies sind Rieslinge mit eleganter, kühler Mineralik – vor allem in der Länge des Weines. Feste, salzige Aromen sind kombiniert mit der frischen Frucht der Traube. In der Jugend sind die Weine verschlossen. Sie sind gehaltvoll und fruchtig. In guten Jahren haben sie sehr großes Entwicklungspotential. Unser Bockstein.
Quelle: Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland Pfalz